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Samstag, 10. Januar 2015

Zeit

Die Zeit ist eine lustige Sache.
Sie scheint zu schleichen, wenn man in der Schule ist. 
Sie scheint zu kriechen, wenn man auf etwas wartet. 
Sie scheint still zu stehen, wenn etwas schlimmes passiert.
Und sie scheint unendlich, wenn man etwas/jemanden vermisst.
Doch:
Sie scheint zu rennen, wenn man etwas genießt.
Sie scheint zu galoppieren, wenn man glücklich ist.
Sie scheint zu fliegen, wenn sie begrenzt ist.
Aber vor allem scheint sie sich einfach aufzulösen, wenn man sie vergisst. 
Sie beginnt zu verrinnen.

Nun ist es also 2015.
Ich bin in Amerika seit einer gefühlten Ewigkeit und trotzdem irgendwie noch garnicht hier.
Ich kann die Tage an einer Hand abzählen bis die Hälfte meines Jahres vorbei ist.
Jetzt schon mache ich mir Gedanken, habe Probleme zu schlafen und weiß nicht, wie ich das Heimkommen meistern soll.
Gemischte Gefühle -Totale Glückseligkeit abgelöst von bodentiefer Traurigkeit-
Immer in der Angst vor der Zeit.
Denn am Ende sind meine 10 Monate mein Traum. 
Ein Traum aus dem ich nicht aufwachen möchte, niemals. 
Ein tiefer, wundervoller, entspannender, und unglaublich wohltuender Traum.
Ein Traum von dem ich im Hinterkopf immer gewusst habe, dass er enden muss, denn am Ende von ihm wartet ein neuer Tag.
Ein neuer Tag voller Ungewissheiten, vor denen ich mich am liebsten unter der Beddecke verkriechen würde. 
Aber auch ein Tag voller Abenteuer, denen ich mit neuer Energie stolz entgegen treten kann.
Und dann bleibt die Erinnerung. 
Eine Erinnerung, die sicherlich verblassen wird -hier und da- und trotzdem immer mit mir sein wird.
Mich von innen stärken wird und mir immer wieder neue Kraft geben wird, bis ich in einem neuen Traum aufwache....

Sonntag, 5. Oktober 2014

Schule, oder "Wie ich meinen Schlaf nachholte"

Amerikanische high school.
Groß.
Laut.
Sportverrückt.
Individuell.
Aufregend.
Langweilig.

Meine Schule ist die Minnetonka High School, eine Schule mit über 3000 Schülern in den Klassen 9-12.
Sie verfügt über ein großes Sport-und Kunstangebot. Fächer von Töpfern, über Chor und College Mathe, jeder Bereich ist mehr als ausreichend abgedeckt.
5 Sporthallen, zwei Fitnessräume, zwei Schwimmhallen, zwei Fottballfelder, 5 Baseballl und Softballfelder und 4 Fußballfelder stehen den unterschiedlichsten Teams jeden Tag zur Verfügung.
Weiterhin wird in über 15 verschiedenen Sälen täglich mit Band, Chor, Theatergruppe und co geprobt.

Müde aufwachen.
Fertig machen.
In den Bus.
Auf zur Schule.

Klassenwechsel.
5 Minuten um durch die halbe Schule zu gehen, zu dem nächsten Fachraum.
Ich schlängel mich durch all die Menschen, kenne so gut wie keinen. Es ist laut und unübersichtlich.  Immer wieder neue Gesichter, die ich noch nie gesehen habe. Vereinzelt ein, zwei vertraute Gesichter in der Ferne doch keine Zeit um zu ihnen zu gehen und sie zu grüßen.

Im Klassenraum.
All diese Leute die ich nicht, oder nur flüchtig kenne. Nur Zeit für Smalltalk, der Unterricht beginnt.Vereinzelte Gespräche und auch neugierige Fragen "Ja wir haben auch einen Mond in Deutschland". Man lacht mal, man schweigt, man redet, man tut seine Arbeit, oder auch nicht. Kurze Grußworte bevor man dem Raum verlässt, wieder eine Stunde ziemlich allein.

Im Unterricht.
Der Lehrer steht vorne, Powerpoint an und los geht's. Eine halbe Stunde oder mehr zuhören, was vorgelesen wird und mitschreiben. Aufagaben bekommen und lösen. Die ständige Frage, was kann ich tun um die Langeweile zu vertreiben. Meine Klassenkameraden haben die Lösung und gucken youtube videos, spielen spiele auf dem Ipad, hören Musik oder spielen mit dem handy rum. Unterhaltungen unter Freunden, gelangweilte Blicke durch den Klassenraum, gähnende Münder. "Wir gucken heute einen Film ihr solltet euch Notizen machen zu..." 5 Köpfe gleichzeitig schlagen auf den Tisch und das Schnarchen vermischt sich erst mit der Stimme des Lehrers, dann mit den Geräuschen des Films.

Sport, Lunch und jegliche weitere Freizeit ist das einzige, was jeder zu genießen scheint.

Hausaufgaben rauben einem die Zeit nach der Schule.
Spät ins Bett.
Müde aufwachen.
Fertig machen.
In den Bus.
Auf zur Schule.

Wieder ein Tag wie jeder andere, oder passiert heute mal wieder was besonderes?


Montag, 25. August 2014

Der Beginn meines Abenteuers

Es ist 3:09 Uhr. 
Ich habe verschlafen. Natürlich. 
Und natürlich hatte meine Mutter ein Gespür dafür und steht nun ungeduldig in der Tür. 
Nachdem ich mich fertig gemacht habe und nach dem typischen letzte-Sachen-in-den-koffer-quetschen Ritual knuddel ich noch ein letztes Mal meine Hunde und meine Schwester und schon gehts ab ins Auto.
Meine Aufregung, sowie meine Müdigkeit halten sich in Grenzen und trotzdem kommt mir die recht kurze Fahrt wie eine Ewigkeit vor.
Plötzlich wird mir bewusst, dass ich das alles zum letzten Mal für 10 Monate sehe.
Beim Flughafen warten Betreuer auf uns, die uns erklären, was zu tun ist und schon geht es los: Tickets ziehen, Koffer aufgeben, Verabschieden von Mama, Papa, Opa, Oma und co und dann in die Sicherheitskontrolle.
Rotz und Wasser heulend stapfe ich in die Kontrolle und komme, warum auch immer, Freudestrahlend wieder hinaus.
Weiter geht's zum Flugzeug.
Schon sind wir über den Wolken.
Es geht alles so unheimlich schnell und der erste Flug vergeht wortwörtlich wie im Flug. 
In Frankfurt heißt es warten, warten, warten, aber ich habe bereits super liebe Menschen kennengelernt, mit denen ich weiterfliege.
 Auf meinem nächsten Flug bekomme ich leider wenig von meinem ersehnten Schlaf, denn mit dem Baby meiner Sitznachbarin halb auf dem Schoß lässt es sich schwer schlafen.
Besonders, wenn es mit unglaublicher Ausdauer sein Gebrüll zum Besten gibt, mich tritt, oder einfach an meinen Haaren zieht. 
Halleluja. 
So schaffe ich aber immerhin 3 Filme und bin am Ende stolz auf mich, trotz meiner Müdigkeit und meines Hungers so geduldig geblieben zu sein.
Chicago.
Eine Stadt, die ich genauso wenig kenne, wie Frankfurt und die doch die erste amerikanische Stadt sein wird, in die ich meinen Fuß setze.
Hand in Hand mit meiner anderen, superlieben Sitznachbarin betreten wir zusammen diesen Boden und es ist...irgendwie ganz unspektakulär. 
Naja was solls am Ende ist es auch nur ein Boden.
Die riesen Gruppe an YFU Schülern wird nun auggeteilt in die einzelnen Inlandsflüge.
Dann heißt es wieder warten.
Der Flug har Verspätung. 
Weiter warten.
Boarden und abheben.
Wir sind eine gute Stunde in der Luft und in diser Stunde bekomme ich mehr Schlaf, als bei der gesamten Reise zuvor.
Als wir als Gruppe aus dem klapprigen Flugzeug steigen wird uns erst richtig bewusst, dass wir unsere Familien gleich zum ersten Mal sehen werden.
Wie sollen wir uns verhalten?
Was können wir sagen?
Was werden sie sagen?
Sind sie überhaupt da?
Und dann vor allem: Wie zur Hölle kommen wir jetzt erstmal zur Kofferausgabe??
Den Weg finden wir dann doch recht zügig und als wir so nichts böses ahnend die Rolltreppe runterfahren stehen sie da.
Mit Plakaten und fettem Grinsen bewaffnet sind alle Familien dort aufgereiht.
Das ging dann doch schneller als erwartet.
Fotos werden gemacht, Koffer geholt und dann geht's raus aus dem Flughafen, ab ins Auto und weg.
Minneapolis ist schön. 
Minnesota ist schön. 
Alles ist so neu für mich und ich bin von allem fasziniert und obwohl ich hauptsächlich damit beschäftigt bin, das gesamte Umfeld genauestens zu scannen, schaffe ich es doch mich mit meiner Familie zu unterhalten.
Wir gehen Essen, bevor wir nach Hause fahren. 
Ich muss mich ernsthaft anstrengen, nicht mit dem Kopf in meinen ersten amerikanischen Burger zu fallen. 
Das Haus ist hell erleuchtet, als wir ankommen.
Es ist so schön. 
Alles hier ist so schön. 
Ich will eigentlich nurnoch schlafen, aber zuerst lasse ich mir noch das Haus zeigen und alles erklären. 
Dann fällt mir ein, dass ich unbedingt ein Lebenszeichen nach Deutschland schicken sollte.
Danach fertig machen, Schlafsachen rauskramen und endlich nach über 24 Stunden auf den Beinen totmüde ins Bett fallen.
Mein richtiges Abenteuer liegt erst noch vor mir.

Das ist nun 4 Tage her und jetzt liege ich hier in meinem Bett und wundere mich, dass es erst 4 Tage her ist.